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Warum ich?


Diese Frage könnte sich die Hamburgerin Hilde Dublon gestellt haben – das Mädchen auf dem Photo – die vor 100 Jahren, am 10.9.1924, geboren wurde und deren junges und hoffnungsvolles Leben durch den Nationalsozialismus zerstört wurde.

Hilde symbolisiert eine Jugend, die niemals gelebt werden durfte.

Heute – 100 Jahre später – erleben jüdische Kinder und Jugendliche wieder Anfeindungen, Hass und Gewalt in Hamburg.

Am 9. November 2024, um 18:00 Uhr, auf dem Joseph-Carlebach-Platz (ehemaliger Standort der Bornplatzsynagoge) stehen wir gemeinsam gegen Hass und Gewalt. Hamburg zeigt Haltung. Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung!

Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht vom 9. November 1938

 

Die Stiftung Bornplatzsynagoge und die Jüdische Gemeinde Hamburg laden ein zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht von 1938.

Wir wollen am 9. November um 18 Uhr der Opfer des Nationalsozialismus gedenken.

Jugend 1938

Tausende jüdische Hamburger:innen wurden 1938 – 1945 ausgegrenzt, angefeindet, beschimpft, mussten fliehen oder wurden deportiert und ermordet.

Wir wollen gedenken der Kinder und Jugendlichen, denen unbarmherzig und unwiderruflich die Zukunft gestohlen wurde.

So wie Hilde Dublon, deren Schicksal beispielhaft die Grausamkeit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten beschreibt.

Sie ist das Mädchen auf den Plakaten und Flyern. Sie könnte sich gefragt haben: "Warum ich?"

Nie wieder ist jetzt.

Heute, im Jahr 2024, werden wieder jüdische Kinder und Jugendliche angefeindet, beschimpft und ihnen wird Gewalt angedroht.

Viele trauen sich nicht, ihre jüdische Identität sichtbar zu machen.

Was kann man tun?

Hamburg steht auf. Gegen Antisemitismus. Gegen Hass und Hetze.

Wir sind viele. Setzen wir ein Zeichen der Solidarität.

WO?             Joseph-Carlebach-Platz                       (ehemals Bornplatz)

WANN?       18 Uhr

WAS?           Ansprachen, Musik und Gebet                       "El male rachamim"

Das Mitbringen von Kerzen ist willkommen und erwünscht.

Die Veranstaltung findet auch bei Regen statt.

Mitwirkende
Carola Veit
Präsidentin der Bürgerschaft Hamburg
Star-Redner der Jugend
Vertreter der Nichtjüdischen Jugend
Joan
Abiturient
des Joseph-Carlebach-Bildungshauses
Daniel Sheffer
Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Bornplatzsynagoge
Alexandra Lachmann
Musikerin
Menahem Ganon
Kantor der Jüdischen Gemeinde Hamburg
Shlomo Bistritzky
Landesrabbiner der Jüdischen Gemeinde
Hamburg
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Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht vom 9. November 1938

Die Stiftung Bornplatzsynagoge und die Jüdische Gemeinde Hamburg laden ein zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht von 1938.

Wir wollen gedenken an die unzähligen Opfer des Nationalsozialismus. Tausende Hamburger:innen wurden 1938-1945 ausgegrenzt, angefeindet, beschimpft und am Ende deportiert und ermordet.

Jugend 1938 und 2024

Wir wollen gedenken an Kinder und Jugendliche, denen unbarmherzig und unwiderruflich die Zukunft gestohlen wurde. So wie Hilde Dublon, deren Schicksal beispielhaft die Grausamkeit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten beschreibt.

Nie wieder ist jetzt.

Heute, im Jahr 2024, werden wieder jüdische Kinder und Jugendliche angefeindet, beschimpft und ihnen wird Gewalt angedroht. Viele trauen sich nicht, ihre jüdische Identität sichtbar zu machen.

Was kann man tun?

Hamburg steht auf. Gegen Antisemitismus. Gegen Hass und Hetze. Wir sind viele. Setzen wir ein Zeichen der Solidarität.

Ort: Joseph-Carlebach-Platz (ehemals Bornplatz)

Dauer: 45min

Ablauf: Ansprachen umrahmt mit Musik sowie Gebet "El male rahamim"

Das Mitbringen von Kerzen ist willkommen und erwünscht.

Die Veranstaltung findet auch bei Regen statt.

Hilde Dublon
(1924 – 1943)

"Ich war hier zuhause"

Hilde Dublon war die Tochter des Hamburger Viehhändlers Daniel Dublon (geb. 23. Mai 1895) und seiner Ehefrau Grete, geb. Neufeld (geb. 5. Dez. 1894). Die jüdische Familie lebte zunächst in Lüneburg, wo im Wilschenbrucher Weg Nr. 20 Stolpersteine an sie erinnern.

Daniel Dublons Vorfahren kamen ursprünglich aus Rheinland-Pfalz, aus Wittlich, wo sich Viehhändler konzentriert hatten, was auch überregional bekannt war. Da Ende des 19. Jahrhunderts in Lüneburg ein moderner Schlachthof entstanden war, zog Daniels Vater Berman Dublon (geb. 18. Februar 1852) in den 1890er Jahren nach Lüneburg. Dort heiratete er Betty Löwenstein (geb. 11. Februar 1855). Das Ehepaar bekam zwei Kinder: Henny (geb. 19. Juni 1893), und den zwei Jahre jüngeren Bruder Daniel.

Daniel wuchs in Lüneburg auf und nahm als Soldat am 1. Weltkrieg teil. Er wurde 1915 schwer am Kopf verletzt und musste monatelang im Lazarett versorgt werden. Beruflich führte Daniel die Viehhändlertradition der Familie fort. Schon vor dem Weltkrieg war er als Makler im Vieh- und Fleischhandel tätig. Am 21. Dezember 1923 heiratete er Gretchen Neufeld, die aus Hamburg stammte. Die gemeinsame Tochter Hilde kam am 10. September 1924 in Lüneburg zur Welt.

1927 verließ Daniel seine Familie und zog nach Hamburg in die Schanzenstraße 54; vermutlich lebte er dort vorübergehend an seinem Arbeitsplatz am Schlachthof, wo er als Geschäftsführer tätig war. Die Ehe wurde am 28. Dezember 1928 geschieden.

Auch Gretchen und Hilde Dublon verließen ihre Lüneburger Heimat nach der Trennung. Sie konnten zunächst bei Gretchens Eltern Hermann und Henriette Neufeld in Hamburg, Grindelallee 7, unterkommen. Hildes Tante Henny blieb zusammen mit ihrer Mutter Betty noch bis zur endgültigen Vertreibung der Jüdinnen und Juden im Lüneburger Elternhaus. Das Haus musste sie dann an einen "Arier" verkaufen. Sie zog 1939, nachdem inzwischen die Mutter gestorben war, nach Hamburg.

Dort fand sie Aufnahme bei ihrem Bruder Daniel, der mit seiner zweiten Frau Hertha, geb. Stern, geschiedene Littmann, in der Curschmannstrasse 11 wohnte. Das Paar hatte 1931 geheiratet. Bei ihnen lebte Hertha Dublons Tochter aus erster Ehe, Ruth Littmann (geboren 1926). Sie konnte später mit einem Kindertransport nach England gerettet werden. Auch Hertha Dublon gelang es, 1938 aus Deutschland zu fliehen. Daniel Dublons Flucht war ebenfalls geplant, kam aber nicht mehr zustande.

Gretchen Dublon war gelernte Stenotypistin, übte aber den Beruf offensichtlich nicht aus (in Dokumenten wird sie als Hausfrau bezeichnet). Sie wohnte mit Tochter Hilde in Hamburg zunächst in der Grindelallee 7, seit 1932 in der Hallerstrasse 45, von dort zogen sie 1938 in die Beneckestrasse 24, dann in die Rentzelstrasse 3 und schließlich in das sogenannte Judenhaus am Großneumarkt 56, ihre letzte Adresse in Hamburg vor der Deportation. Laut der "Judenkartei" des Emil-Franck-Instituts in Wittlich war Hilde Dublon von 1939 bis 1941 auch in der Oberstrasse 56 in Wittlich bei Verwandten gemeldet.

In Hamburg besuchte Hilde Dublon die Israelitische Töchterschule. Dort wurde auch Ruth Littmann unterrichtet, bis sie (siehe oben) nach England ausreisen konnte.

Hilde Dublon dagegen musste sich am 19. Juli 1942 zusammen mit ihren Eltern und ihrer Tante Henny bei der Sammelstelle für diese Deportation, in der Schule Schanzenstraße, einfinden. Der Transport ging nach Theresienstadt.

Im Getto fand die 18-jährige Hilde in der Jüdischen Selbstverwaltung in der Abteilung Jugendfürsorge eine Arbeitsmöglichkeit. Dank der Veröffentlichung einer Mitgefangenen, Ursula Pawel, wissen wir ein wenig über Hildes Lebens- und Arbeitsbedingungen dort. Diese beschreibt Hilde als eine große, schöne und intelligente junge Frau. Die beiden waren in einer Baracke zusammen mit 30 jugendlichen Mädchen untergebracht. Als Ältere waren sie als "Heimleiterinnen" eingesetzt. In der Baracke standen dreistöckige Etagenbetten an den Wänden, in der Mitte des Raumes befand sich ein großer Tisch mit Bänken. Ihre Kleidung war alt, teilweise zerrissen und passte meist nicht. Alle waren unterernährt. 



Hildes Mutter lebte in einem anderen Gebäude, im Badhaus 19. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter soll sehr eng gewesen sein. Während die Eltern überlebten, starb ihre Tochter Hilde nach einem sehr kalten Winter am 15. Mai 1943 mit 18 Jahren an Typhus oder an einer verschleppten Mittelohrentzündung, wie die Hamburger Jüdin Martha Glass in ihren Theresienstädter Tagebüchern festgehalten hat. Ursula Pawel findet sehr freundschaftliche und anerkennende Worte zu Hilde, mit der sie ihr Schicksal in der Baracke L 414 geteilt hatte. Ursula Pawel musste miterleben, dass mehrere Mädchen und auch Hilde Dublon in der Baracke verstarben. 



Henny Dublon wurde am 23. Januar 1943 nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.

Daniel Dublon erlebte die Befreiung des Gettos Theresienstadt durch die Rote Armee im Mai 1945 und ging anschließend zunächst zu seiner Frau und deren Tochter Ruth nach London. Die Familie kehrte 1950 nach Hamburg zurück, wo Daniel, allerdings durch die erlittene Haft gesundheitlich stark beeinträchtigt, wieder im Viehgeschäft tätig wurde. Er verstarb 1960 als 65-jähriger.

Gretchen Dublon wurde auf unerwartete Weise aus Theresienstadt gerettet: Als das absehbare Kriegsende näher rückte, versuchte Heinrich Himmler in Verhandlungen mit ausländischen jüdischen Vertretern, das Schicksal der Jüdinnen und Juden als Verhandlungsmasse gegenüber den Alliierten einzusetzen. So hatte er mit dem ehemaligen Vorsitzenden des Schweizerischen Bundesrates, Jean Marie Musy, vereinbart, tausende jüdischer KZ-Insassen gegen Lastwagen und Devisen über die Schweiz in die USA ausreisen zu lassen.Nur ein Transport davon kam zustande: Am 5. Februar 1945 verließen 1.200 Personen Theresienstadt, unsicher, ob die Fahrt tatsächlich in die Freiheit führen würde. Gretchen Dublon gehörte zu ihnen. So entkam sie kurz vor Kriegsende in die Schweiz nach Les Avants/Montreux.

Dort arbeitete sie als Krankenpflegerin, bis sie 1946 in die USA, nach St. Louis emigrierte und dort als "practicalnurse" tätig war. Mit einer Todesanzeige in einer jüdischen Zeitung für ihre Tochter Hilde gab sie dort im September 1946 ihrer großen Trauer Ausdruck: "Mein einziges, unvergessliches Kind, meine innigstgeliebte, hoffnungsvolle Tochter Hilde Dublon (früher Hamburg) wurde mir am 15. Mai 1943 im blühenden Alter von 18 ¾ Jahren nach qualvollster, in Geduld und Tapferkeit getragener 3 ½ monatiger Krankheit, im Glauben an ihr Judentum, im Ghetto Theresienstadt entrissen." Dieser Verlust und die Folgen der KZ-Haft wirkten sich gravierend auf ihre physische und psychische Gesundheit aus. Sie wurde als nervlich sehr angeschlagen beschrieben, kämpfte mit Depressionen und chronischer Ermüdung. In ihrem Testament vom 6. September 1959 verfügte sie, dass ein Gedenkstein für Hilde errichtet werden sollte mit der Aufschrift: "Zum Gedenken an meine Tochter Hilde Dublon, die ein Opfer der NS-Verfolgung war."

Am 14.4.1964 verstarb sie in St. Louis.

Quelle: www.stolpersteine-hamburg.de; Link; Stand: Juli 2022
© Ursula Mühler

Quellen: StaH 351-11 16497, 16599, 35650; div. Hamburger Adressbücher; Archiv der Israelitischen Töchterschule, Hamburg; Ursula Pawel: My child is back, London, Library of Holocaust Testimonies (Paperback),2000, S. 52; Broschüre "Stolpersteine in Lüneburg und Adendorf", hrsg. Geschichtswerkstatt Lüneburg e.V. 2020; Auskünfte des Stadtarchivs der Stadt Lüneburg (9.12.21) und des Emil-Frank-Instituts Wittlich (29.3.22); Martha Glass: Theresienstädter Tagebücher 1943-45, veröffentlicht online als Schlüsseldokument der deutsch-jüdischen Geschichte vom IGdJ: https://juedische-geschichte-online.net/dossier/martha-glass Zugriff 16.5.2022).

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